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Androgynes Anderssein

Rosemarie Trockels Engel ist Verkünder. Er ist nicht nur männlich/weiblich, er ist auch Subjekt und Objekt. So wie er Begehren auf sich fokussiert, verkörpert er auch eine Form der Erkenntnis. Die Erkenntnis des »Andersseins« konstituiert gleichsam das Wesen des Engels.

Der abgeschlagene Kopf kennzeichnet das Anderssein als dessen Verurteilung. Insofern ist der Engel »Mahnmal«. Nur als lädierter Engel, auch mit beschädigten Flügeln, hat er eine Funktion. Interessant ist, dass dem Engel auch außerhalb des Kontextes »Mahnmal« der Kopf abgeschlagen werden müsste. Denn letztlich steht er für eine Lustfeindlichkeit, deren lustvolle Erscheinung nur metaphysisch einzulösen ist. Insofern hat er tatsächlich »das Antlitz der Vergangenheit zugewendet« (Walter Benjamin). Umgekehrt hat er hier, in dieser Form, seine volle Berechtigung, weil er in seiner Konstitution des androgynen Andersseins als irdisch/ überirdisches Wesen unserer geschichtlichen und sinnlichen Erfahrung eingeschrieben ist.

Jean-Christophe Ammann

Aus: Der Frankfurter Engel. Ein Lesebuch

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Lädierter Engel – Kennzeichen des Andersseins