Mahnmal Homosexuellenverfolgung
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Ein Engel der Geschichte – Antje Terrahe

… Es ist die Irritation über die unerwartete Fremdheit der Dinge, die ihm zunächst bekannt vorkommen, die den beiläufigen Betrachter vor einer Arbeit Trockels festhalten können. In dieser Hinsicht bieten auch Trockels Strickbilder, die sie seit 1985 schuf und die wohl der bekannteste Teil ihres Œuvres sind, eine Parallele zu dem »Mahnmal Homosexuellenverfolgung«. Denn wie das Thema des Umgangs mit dem Erbe der Verfolgten in der Gestalt eines Engels, so kommt hier die Frage nach dem Status des Weiblichen in der Kunst in Form riesenhafter gestrickter Stoffe daher. Auch hier geht es offensichtlich nicht um eine spezifische künstlerische Handschrift oder um eine handwerkliche Gestaltung – die Bilder sind am Computer entworfen und maschinengestrickt –, sondern um die Vermittlung komplexer Zusammenhänge. Fast möchte man diese Arbeiten mit mathematischen oder chemischen Formeln vergleichen, in denen große Zusammenhänge in knappster Form gebündelt sind. Doch sind sie dafür zu ausgesprochen visuell, ihre Inhalte und Aussagen vor allem über die sinnliche Erfahrung zu erschließen und nicht – wie bei einer abstrakten Formel – nur über den Verstand.

Rosemarie Trockels »Mahnmal Homosexuellenverfolgung« ist kein Denkmal, vor dem das Gedenken aufflackern und dann schnell wieder verlöschen kann. Es ist auch kein Instrument einer institutionalisierten Erinnerung. Seine Ästhetik schafft nicht die Distanz, aus der das Schreckliche gefahrlos wahrgenommen oder gar verarbeitet werden kann. Es schafft das, was ein Denkmal leisten sollte: einen Ort, an dem das Ineinanderwirken von Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft erfahrbar werden kann …

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